Eufearia

  • 2020

  • Spionspiegel, Webcam, LCD, Mini-PC, Gesichtserkennungssoftware, Stahl, Beton, Glas, Neon, Digitaldruck auf Fotopapier

  • 80 x 90 x 16 cm

Nähern sich Betrachtende dem Spiegel, aus dem die Arbeit besteht, können sie sich selbst mit einer kurzen Verzögerung sehen – aber auch eine Reihe an Betrachtenden, die vor ihnen kamen, denn anstelle einer Spiegelfläche handelt es sich bei Eufearia um einen als Spiegel getarnten Bildschirm, der die Aufnahmen einer Überwachungskamera wiedergibt, die in das Objekt integriert ist. Während der Spiegel zunächst auf den privaten Raum referiert, verweist er in dieser Arbeit auf die Darstellung des Selbst im Digitalen und somit dem öffentlich Zugänglichen.
Die Wortschöpfung des Titels Euferia vereint die Worte Euphoria (engl. Euphorie) und Fear (engl. Angst) und beschreibt so die Diskrepanz zwischen einer Begeisterung für die Möglichkeiten neuer Technologien und der sehr realen Angst vor dem Missbrauch, den diese eröffnen. Und wie die Wortschöpfung nahelegt, finden sich in der Arbeit auch zwei gegensätzliche Auslegungen wieder: Zum einen das (positive) Annehmen der Möglichkeiten, insbesondere der Selbstdarstellung, die sich im Digitalen bieten. So finden sich im Spiegel Spuren der persönlichen Gestaltung wieder: das Portrait einer jungen Person ziert die Seitenleiste, ein Schlüsselbund mit buntem Anhänger, ein Smiley-Sticker, der am Rahmen angebracht wurde, und ein Tribal-Tattoo. Zum anderen jedoch die ungewollte Verwandlung der Betrachtenden vom aktiven Akteur*in in ein beobachtetes Objekt. Ohne diesem zugestimmt zu haben, werden sie in der Arbeit zu Datensätzen weiterverarbeitet, deren Nutzen den Betrachtenden nicht offenbart wird.

Alle Versuche der Gegenwehr – in Beton gefasste Glasscherben auf der linken Seite, spitze Nieten auf der rechten Seite des Rahmens – verbleiben schlussendlich als zwar widerständiger aber gescheiterter Versuch, sich gegen eine Vereinnahmung zu stellen. Sie sind nur noch visuelle Referenzen und Relikte einer bereits überkommenen Zeit, die keine Chance mehr haben gegen die allgegenwärtige Technologie, von der auch das Objekt im Inneren eingenommen wird.

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