Habitat

Der Kunststoffstuhl “Monobloc” ist das am weitesten verbreitete Möbelstück der Welt. Begründet durch seine einfache industrielle Fertigung aus einem einzigen Guss Kunststoff, gilt dieser Stuhl als Inbegriff kapitalistischer Massenware und wird aufgrund seiner Wetterbeständigkeit rund um den Globus für Außenbereiche wie Campingplätze, Vorgärten oder Restaurants genutzt.
In seiner Videoarbeit Habitat montiert Reichart den Kunststoffstuhl in die Szenerie des Gemäldes “A Stream in the Forest” (1865) des amerikanischen Landschaftsmalers Asher Brown Durand, das die Vorstellung einer „unberührten Natur“ ohne menschlichen Eingriff idealisiert und schafft mit diesem Kunstgriff ein starkes Bild für das Wirken des Menschen auf der Erde. Obwohl aktuelle ökologische Beiträge, wie die Arbeiten des Philosophen Timothy Morton oder Philippe Descolas “Jenseits von Natur und Kultur” (2013), die Gegenüberstellung von Natur und Kultur problematisieren, lebt das von der Romantik geprägte Verständnis von Natur als das andere der Kultur gesellschaftlich fort.
Schon in der griechischen Mythologie gilt Prometheus – der Feuerbringer – als Urheber der menschlichen Zivilisation: Mit ihm beginnt sich die Menschheit die Natur zu unterwerfen. Und so kann das lodernde Feuer auf der Sitzfläche des Stuhls in der Videoarbeit von Reichart auch als ein Symbol für die folgenreiche Zerstörung des eigenen Lebensraums gelesen werden, die seit der industriellen Revolution voranschreitet und sich durch die aktuellen Herausforderungen des Klimawandels immer deutlicher abzeichnet. Auch wenn die Flamme in Reicharts Videoarbeit nicht erlischt, erinnert sie daran, dass die Zeit des Menschen auf der Erde begrenzt ist.